Prävention in der Psychotherapie: Die Schwangerschaft
Was weiß man über die Schwangerschaft?
Was ist sie für das Kind? Für den Fötus?
Für die Mutter weiß man einiges: sie kann darüber sprechen. Aber das Kind, der Fötus, war vor nicht allzu langer Zeit für die Wissenschaft weitestgehend noch eine Blackbox. Dunkel war im wahrsten Sinne sein Lebensraum im Uterus. Dunkel auch sein Innenleben – aufgrund von Sprachlosigkeit. So dunkel, dass die Spekulationen sich einst soweit verstiegen, das „eigentliche“ (bewusste) Leben eines Menschen begänne erst nach der Geburt. Das Seelenleben sozusagen. Von vorgeburtlicher Empfindungsfähigkeit im nennenswerten Sinne konnte nicht die Rede sein. Als wüchse da intrauterin nur ein biologisches Etwas heran. Dem Leben erst mit dem ersten Atemzug eingehaucht würde. Und die Mutter war quasi mehr oder weniger zur passiven Beobachterin verdammt, die die Dinge nur ihren natürlichen Lauf nehmen lassen konnte. Vor nicht allzu langer Zeit, wie gesagt.
Das Bild begann sich erst deutlich zu ändern im öffentlichen, aber auch im wissenschaftlichen Verständnis mit den bildgebenden Verfahren in der Medizin. Sichtbar wurde: Und der Fötus hat doch Empfindungen! Er reagiert! Auf Reize, auf Umwelt- bzw. Innenweltreize. Und seine Mimik verrät schon Emotionen! Genuss oder Verdruss!
Die Geburtsstunde der systematischen pränatalen und perinatalen Psychologie. Von nun an wurde klar, die Mutter ist nicht „nur“ (schlimmer Ausdruck) eine Art „Brutkasten“, sondern sie nimmt, ob sie will oder nicht, aktiv Einfluss auf die Entwicklung ihres Kindes. Einfluss aber nicht nur in dem Sinne spontaner fötaler Reaktionen auf mütterliches Verhalten und mütterliche Befindlichkeiten. Sondern Einfluss, wie sich später herausstellte, mit lebenslanger Relevanz für das Kind. Prägenden Einfluss also. In manchen Fällen lassen sich psychische Störungen auf Einflüsse während der Schwangerschaft (und der Geburt) zurückführen. Alles, was die Mutter selbst erlebt und durchlebt während der Schwangerschaft, ob Trauer, Wut, Angst, Depression, erlebt aufgrund ihrer symbiotischen Verflochtenheit der Fötus gleich mit. Und nimmt es mit als Prägung auf seinen Lebensweg.
Am Beispiel:
Alle negativen psychischen Befindlichkeiten der Mutter sind für sie eine Art von Stress. Ihre Stresshormone, insbesondere Cortisol, gelangen in die Gebärmutter. Zwar nur teilweise aufgrund der Plazenta-Schranke, die jedoch bei hoher Cortisol-Konzentration (chronischer Stress der Mutter) wesentlich durchlässiger wird. Das Cortisol wir vom Fötus geschluckt. Und er wird jetzt selbst gestresst. Bei anhaltender Cortisol-Exposition in dieser hochsensiblen Entwicklungsphase kommt es zur Hemmung der Entwicklung kortikalen Vernetzungen. Hält das Stressniveau der Mutter über längere Zeiträume an, kann das Baby mit kognitiven Einschränkungen zur Welt kommen.
Die eigentliche Geburt des Kindes beginnt also lange vor der „konventionellen“ Geburt. Die Mutter ist damit nicht erst Mutter nach dieser „konventionellen“ Geburt (und vorher nur, wie der Volksmund fälschlicherweise sagt „werdende Mutter“), sondern Mutter von Anfang an. Und diese massive und nachhaltige Einflussnahme der Mutter auf ihr intrauterines Kind, im Gutem wie im Schlechtem, macht nicht nur einen schon gängigen medizinischen Gesundheitscheck ratsam für die schwangere Frau. Sondern sinnvoll wäre gleichermaßen auch, sicherzustellen, dass sie möglichst keine gravierenden psychischen Problemen in die Schwangerschaft mitnimmt. Also eine psychotherapeutische Beratung zur Prävention.
Denn jeder weiß schon, dass z.B. eine Maserninfektion der Mutter während der Schwangerschaft verheerende Folgen für das Kind hat. Aber weniger bekannt ist, dass auch eine psychisch, in welcher Form auch immer, belastete Mutter ihre Last auf das intrauterine Kind „übertragen“ kann. Und während der Säugling schon, wenn ihm unwohl ist, zumindest schreien und sein Unwohlsein mitteilen und auf Hilfe hoffen kann, ist das intrauterine Kind naturgemäß stumm. Bleibt mit seinem möglichen Leiden ungehört und nimmt es mit ins Leben. „Unverarbeitet“ sozusagen.
Problematisiert wird hier der Fall einer Frau, die sich ihrer eigenen psychischen Belastungen nicht bewusst ist oder zumindest nicht der Folgen für das ungeborene wie geborene Kind. Nicht weniger problematisch ist aber der Fall einer Frau, die durchaus schon um ihre psychischen Schwierigkeiten weiß, die aber ganz im Gegenteil der Meinung ist, gerade die Schwangerschaft bzw. das Kind sei die therapeutische Lösung. „Wenn ich erst einmal ein Kind habe, wird alles gut!“
Alle Erfahrung zeigt: es ist eine trügerische Illusion.
Für beide. Auch für das Kind.
Und es sollte sich eigentlich von selbst verstehen, dass der Vater ebenso, wenn auch in der Regel weniger direkt, eine einflussreiche Rolle während der Schwangerschaft spielt.
Das IZP schlägt geeignete Psychotherapieverfahren vor, die die psychische Situation, den psychischen Zustand der Mutter in spe in der Lage sind aufzuklären und zum Positiven zu wenden.
Und selbstverständlich aber auch für die Frauen wird Hilfe vermittelt, deren Hauptproblem erst einmal in der vorgängigen (und oft quälenden) Frage besteht, ob sie überhaupt schwanger werden möchten.
„Soll ich oder soll ich nicht? Will ich oder will ich nicht?“ Und nicht selten ist es in einem solchen Fall so, dass die Entscheidung für die Schwangerschaft dann unter dem Druck der öffentlichen, also allgemeinen Meinung getroffen wird. Zum Nachteil möglicherweise für Mutter und Kind.
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